Was ist das "DAO"?
Die Grundidee jeden Seins ist der Weg. Ein unbezwungener freier Weg, der ohne jegliches Wollen stattfindet und in seiner Art perfekt ist. Man könnte auch sagen, dem Leben seinen Lauf lassen. Dao findet überall auf ganz natürliche Weise statt, in der Natur, dem Universum, überall wo Leben automatisch stattfindet.
So entstand aus dem Wu Chi, dem Nichts, das Tai Chi, also das Zusammenspiel von Yin & Yang. Schon sehr früh, lange vor Christi Geburt entdeckten die Chinesen, dass das Leben aus einem gegensätzlichen Zusammenspiel besteht. Tag und Nacht, Himmel und Erde, Ebbe und Flut, Einatmen und Ausatmen, Yin und Yang. Nichts davon kann ohne das Gegenstück existieren. Ein permanenter Austausch, ein Geben und Nehmen sind unabdingbar und finden ohne Beeinflussung statt. Es ist ein perfekter Kreis, das Symbol des Dao. Betrachtet man beide Teile des Dao, so fällt auf, dass das große dunkle Yin einen kleinen Teil des hellen Yang enthält und das große helle Yang einen kleinen dunklen Teil Yin enthält. So ist symbolisiert, das beide Teile erst das Leben ermöglichen. Das Zusammenspiel beider Gegensätze zeigt die Dynamik, die Bewegung, schlichtweg die immer fortwährnde Veränderung. Wie Johann Wolfgang von Goethe schon sagte: "Das einzig Stete ist der Wandel". So ist auch der Moment des Ungleichgewichts von Nöten, denn wenn Tag ist, kann nicht gleichzeitig Nacht sein. Es ist vielmehr das zyklische immer wiederkehrende Geschehen, dass die Harmonie in Einklang bringt.
Während die westliche Kultur dazu neigt die Geschehnisse zielgerichtet zu betrachten, und die Dinge nach ihrem Erfolg zu messen, denkt der Daoismus in Zyklen. Demnach braucht es den Fehler, aus dem man lernen kann. Eine Weiterentwicklung ist nur dann möglich, wenn man aus Erfahrungen die Möglichkeit zum Lernen bekommt. So kann eine Entspannung auch nur dann körperlich wahrgenommen werden, wenn man zuvor die Verkrampfung oder besser gesagt die Anspannung erfahren hat. Im Tai Chi bedienen wir uns genau dieser Zyklen. Wir nehmen wahr und betrachten alte Verhaltensmuster, um sie sanft zu lösen und in neue entspannte Bewegungsabläufe oder auch Denkmuster umzuwandeln.
Dabei spielt unser Qi eine zentrale Rolle. Qi ist die Lebensenergie, die in uns verankert ist, und auch die Energie, die uns umgibt. Sowohl in der Natur, als auch in der Nahrung, die wir zu uns nehmen. Alles lebendige beinhaltet diese Energie und ist von ihr umgeben. Unser ureigenes Qi gilt es zu wahren oder auch zu finden. Das ist abhägig von vielen Einflüssen und Erfahrungen, die wir im Leben gemacht haben. Das Dao, unser Weg, ist der, der unser größtes Potential in uns weckt. Der uns das sein lässt, was für uns vorbestimmt ist. Deshalb kultivieren wir unser Qi, stärken es, vermehren es. Blockaden, die durch körperliches und seeliches Ungleichgewicht entstehen, also durch Dinge, die uns nicht zuträglich sind, führen dazu, dass das Qi nicht mehr durchlässig durch die Meridiane (Energieflußbahnen im Körper) fließen kann. Durch Atemübungen zum Beispiel, können wir sowohl Körper, als auch Geist mit Qi versorgen und Organe durchlässiger für dieses Qi machen.